Wednesday, April 18, 2012

Eignungsprüfung in Germersheim

Eigentlich war für mich seit dem Moment, in dem ich entschieden hatte Dolmetscherin zu werden, klar, dass ich meinen Master in Germersheim machen würde. Schließlich kannte ich schon einige der Dozentinnen aus den Einführungsmodulen des Bachelors und halte sie für sehr kompetent. Außerdem weiß ich so auch, dass die Studienbedingungen (Ausstattung mit Kabinen, Freitagskonferenzen...) sehr gut sind. Also eigentlich super Bedingungen für ein Dolmetschstudium, oder? Trotzdem habe ich mich am Ende dagegen entschieden, obwohl ich die Möglichkeit dazu gehabt hätte.

Ich glaube der Grund dafür war, dass ich ein Semester vorher noch ein Auslandssemester in Madrid gemacht hatte und der Unterschied zwischen der Metropole Madrid und dem verschlafenen Germersheim (man kann es sich schön reden, muss man aber nicht....) war dann doch zu groß. Ich hatte vorher schon gehört, dass der Master in Germersheim echt zeitintensiv und stressig ist, was ich auch nicht unbedingt als Problem empfinde, aber wenn man dann schon ein Studium absolviert, dass so viel von einem in Anspruch nimmt, dann wollte ich das nur, wenn ich irgendwo außerhalb der Uni einen Ausgleich habe. In meinem letzten Semester in Germersheim, in dem es wegen der Bachelorarbeit etc. schon sehr stressig war, fand ich es sehr lästig, dass ich mich außerhalb der Uni in Germersheim nicht wirklich beschäftigen konnte. Nach drei Jahren in Germersheim findet man dort einfach nichts spannendes mehr. Deswegen habe ich mich auf den letzten Metern doch gegen Germersheim entschieden, noch vor den Eignungsprüfungen.

Trotzdem hatte ich mich zu diesem Zeitpunkt schon an fast allen deutschen Unis beworben, die den MAKD anbieten. Ich würde jedem, der unbedingt diesen Master machen will, auch dasselbe raten. Jemand der sich dann nur in Germersheim und Köln bewirbt, finde ich, der pokert schon ganz schön hoch und muss von seinem Können wirklich äußerst überzeugt sein.

Ich wollte auf Nummer sicher gehen und hatte mich in Germersheim, Köln und Leipzig beworben. In Graz noch nicht, weil dort die Bewerbungsfristen sehr spät sind, erst nach den Eigungsprüfungen der vorher genannten Unis. Von all diesen Unis hatte ich dann auch Einladungen für die Eignungsprüfungen bekommen. Apropos, ich empfehle euch die Bewerbungen per Einschreiben Einwurf wegzuschicken, so dass man einen Beleg hat, dass man die Bewerbung rechtzeitig weggeschickt hat. In Köln ist meine Bewerbung verloren gegangen und ich durfte sie dann mit dem Beleg nachträglich noch einmal wegschicken (einen Tag, nachdem ich Bewerbung Nr. 2 abgeschickt hatte, ist Nr. 1 übrigens wieder in Köln aufgetaucht...). In Heidelberg hatte ich mich gar nicht erst beworben, weil dort für alle, die Englisch in der Sprachkombi haben, der Toefl-Test verlangt wird, der keine Ahnung wieviel USD kostet. Ich sehe nicht ein weswegen ich so einen Test machen soll, wenn ich bereits einen Bachelor in Englisch habe. Es wurden im Nachhinein aber auch Bewerbungen ohne Toefl-Test akzeptiert, wie ich gehört habe.

Ich hatte also Einladungen für Leipzig, Köln und Germersheim. Am Ende bin ich dann nur zur Prüfung in Germersheim gegangen. Nachdem ich mich gegen Germersheim entschieden hatte, war Graz auf meiner Favoritenliste auf Platz 1 gerückt und da ich zwischenzeitlich erfahren hatte, dass Graz keine Zulassungsbeschränkungen hat (aber Sprachprüfungen, siehe vorherigen Post!) war es für nicht mehr notwendig irgendwo in Deutschland eine Prüfung zu bestehen um ganz sicher mein Traumstudium machen zu können. Nach Leipzig wollte ich ehrlich gesagt sowieso nie, Köln hätte ich schon interessant gefunden, aber da war mir das Bewerbungsverfahren zu kostenintensiv, deswegen habe ich es gelassen, vor allem, weil ich ja eh nach Graz wollte. In Köln wird soweit ich mich erinnern kann drei Tage lang getestet, nach dem GNTM-Prinzip "Ich habe heute leider kein Foto für dich". Also, nach dem ersten Tag fliegen welche raus, nach der zweiten Runde auch usw. Trotzdem muss man ja die Zugfahrkarte so kaufen, dass man erst am letzten Tag zurückfährt, weil das Ziel ist es ja zu bestehen und da ich die Prüfung eh nur aus Neugier gemacht hätte, habe ich es gelassen. In Germersheim habe ich die Eignungsprüfung gemacht, schließlich war ich ja sowieso angemeldet und vor Ort und ich nehme mal an, dass ist auch der Abschnitt, der die Leser dieses Posts am meisten interessiert:

Die Eignungsprüfung in Germersheim


Ich habe die Prüfung für Spanisch als B-Sprache und Englisch als C-Sprache gemacht. Die Prüfung sieht anders aus, je nachdem ob man eine Sprache als B- oder C-Sprache machen möchte. Einige Zeit vorher hatte ich von Frau Andres, die die Prüfung organisiert, eine Mail mit Infos zur Prüfung und auch die voraussichtlichen Prüfungsdaten gesagt bekommen. Die erste Prüfung hatte ich sehr früh am Morgen in Englisch und die Prüfung in Spanisch am selben Tag nachmittags. Es gab aber auch Leute, die die Prüfung an zwei verschiedenen Tagen hatten

Prüfung Englisch C-Sprache

Die Prüfung war mit zwei Dozentinnen, die in Germersheim Englisch-Dolmetschen unterrichten, die beiden waren die ganze Zeit auch sehr nett. Zuerst wurde ich ein bisschen (auf Deutsch) nach meiner Motivation für das Studium gefragt, es wurde auch gesagt, dass der Beruf sehr stressig sein kann und gefragt, was ich davon halte.

Dann wurde mir ein Text auf Englisch vorgelesen, in dem es um die Insel Helgoland ging. Ich durfte mir währenddessen Notizen machen und danach musste ich den Text zusammenfassen. Bis dahin lief es eigentlich noch richtig gut.

Anschließend sollte ich einen Lückentext auf Englisch vorlesen. Er handelte, soweit ich mich erinnere, von der chinesischen Industrie. In den Sätzen waren Lücken, die ich während dem Lesen ausfüllen sollte. Das lief sehr schlecht, deswegen bin ich auch aus der Prüfung mit einem schlechten Gehühl rausgegangen und dachte, dass ich das schon nicht bestanden hätte.


Prüfung Spanisch B-Sprache

Für die Spanisch-Prüfung wurden wir 15 Minuten vor offiziellem Prüfungsbeginn in einen Raum bestellt. Dort durften wir uns aus einer Liste ein Thema raussuchen, dass wir dann für eine 5-minütige Präsentation auf Spanisch vorbereiten sollten. Ich hatte Fußball gewählt. Eigentlich verstehe ich nichts von Fußball, aber in einer 5-minutigen Präsentation kann man ja eh nicht groß in die Tiefe gehen. Außerdem war ich 2,5 Jahre lang mit einem fußballverrückten Argentinier zusammen, da ist schon einiges an Vokabular hängen geblieben. Soweit ich mich erinnern kann, waren wirklich viele Themen zur Auswahl, ich denke da ist wohl für jeden was dabei. Ich habe aber auch von denen, die in Französich B-Sprache geprüft wurden, gehört, dass die ein Thema zugeteilt bekommen haben und es sich nicht aussuchen durften. Wenn man die Prüfung noch machen muss, ist es vielleicht ganz gut sich vorher schon zu überlegen, wie eine Präsentation generell aufgebaut ist. Die Präsentation lief auch gut, ich glaube die Prüfer (drei Dozentinnen für Spanisch-Dolmetschen) waren auch zufrieden.

Danach wurde mir ein Video vorgespielt, dass ich konsekutiv dolmetschen sollte. Ich fand es schon schwer überhaupt zu verstehen, um was es in dem Video geht, weil vorher nichts dazu gesagt wurde. Es ging um die Reformen in Spanien und der Redner war von einer Arbeitgeberorganisation in Spanien. Das lief aber auch noch ganz gut.

Danach kam eine Shadowing-Übung, zuerst Deutsch-Deutsch, dann Spanisch-Spanisch. Es wurde in der jeweiligen Sprache Fragen gestellt, die man in ganzen Sätzen beantworten sollte. Und während man antwortete lief aber schon die nächste Frage. Von der Sache her fand ich das nicht schwer, aber ich fand, dass der Ton des Bandes viel zu leise war und man es akustisch schlecht verstehen konnte. Ich dachte zuerst, es liegt an meinen Ohren, aber andere haben mir dasselbe berichtet. Naja, aber die Übung war im Großen und Ganze OK.

Zum Schluss wurden mir noch Fragen über Spanien und Lateinamerika gestellt, zum Beispiel wann Franco gestorben ist oder was "UGT" bedeutet. Das wusste ich noch, ich hatte mich darauf vorher auch echt gut vorbereitet, aber einige Fragen waren auch sehr speziell, z.B. wurde nach konkreten EU-Projekten gefragt, von denen ich in meinem Leben noch nie was gehört hatte, und ich würde mich eigentlich schon als einen gut informierten Menschen bezeichnen. In solchen Fällen ist es wichtig cool zu bleiben und einfach zu sagen, dass man das leider nicht weiß. Ich glaube auch, dass die Prüfer davon ausgehen, dass man die Antwort nicht wissen kann. Dolmetschen hat ja auch was mit Stress zu tun und vielleicht wollen sie sehen, wie man sich unter Stress verhält.

Das Gefühl nach der Spanisch-Prüfung war gut, aber man muss in Germersheim in beiden Sprachen die Aufnahmeprüfung separat bestehen um angenommen zu werden. Und da ich ja dachte, dass ich Englisch nicht bestanden hätte, war es ja auch egal, dass Spanisch so gut gelaufen ist. Im Endeffekt war es mir ja auch egal, weil ich ja vor der Prüfung schon entschieden hatte, nach Graz zu gehen, egal wie das Ergebnis in Germersheim ausfällt.

Naja, als dann ein paar Tage später die E-Mail mit dem Betreff "MAKD bestanden :)" war ich dann doch etwas geschockt, weil ich nicht damit gerechnet hatte und vor allem weil ich mir jetzt trotzdem nochmal die Frage stellen musste, ob ich in Germersheim bleiben will oder nicht. Wie ihr wisst, studiere ich heute in Graz, aber in dem Moment war es doch eine blöde Situation vor der Entscheidung zu stehen, Germersheim hat eben einen guten Ruf.

Vielleicht interessiert euch ja noch, wie hoch eure Chancen sind in Germersheim genommen zu werden. Ich will euch keine Angst machen, aber die Chancen nicht genommen zu werden sind höher, als angenommen zu werden. Ich hatte damals mal geschaut wieviele genommen worden sind, weil es mich selbst interessiert hat. In dem Jahr, in dem ich die Prüfung gemacht habe sind pro Sprache durchschnittlich 6-8 Leute genommen worden. Da aber z.B. in Englisch viel mehr angenommen werden, weil eben viel mehr Leute Englisch studieren, gab es in anderen Sprachen nur sehr wenige. In Spanisch wurden glaube ich insgesamt nur drei zugelassen. Die niedrige Zahl ist auch deswegen zustande gekommen, weil man eben in beiden Sprachen bestehen muss. Soweit ich weiß haben in Spanisch insgesamt viel mehr bestanden, konnten dann aber nicht genommen werden, weil die Personen in ihrer anderen Sprache nicht bestanden haben.

Wie gesagt, ich möchte euch keine Angst machen, die Prüfung ist schon machbar. Ich bin auch überzeugt, dass es für mich ein riesen Vorteil war eigentlich gar nicht bestehen zu müssen, von daher konnte ich ganz cool in die Prüfung gehen. Wenn ich unbedingt da hätte bleiben wollen, hätte ich mir natürlich viel mehr Stress gemacht. Schon allein deswegen ist es wichtig noch einen guten Plan B zu haben, bzw. sich auf jeden Fall noch bei anderen Unis zu bewerben.  

Und falls es in Germersheim nicht klappt: Davon geht die Welt auch nicht unter, andere Unis sind auch gut und ob man später eine gute Dolmetscherin wird oder nicht hängt meiner Meinung nach vor allem von einem selbst ab.

Tuesday, April 17, 2012

Wo bewerben?

Vorneweg, falls ihr gerade dabei seid euer Abitur/ Matura zu machen und gerne Dolmetscher/-in werden würdet, dann muss ich euch leider sagen, dass ihr vorher noch einen Bachelor braucht um einen Master im Konferenzdolmetschen machen zu können. Soweit ich weiß gibt es keinen Bachelor der verspricht danach Dolmetscher zu sein (und wenn ja dann ist das sicher nicht seriös). An der HS Magdeburg-Stendal gibt es zwar einen BA Fachdolmetschen, aber nach meinem Verständnis richtet der sich eher an Leute, die auf anderen Wegen dazu gekommen sind z.B. bei Behörden zu dolmetschen und einen offiziellen Abschluss "nachholen" möchte, d.h. ich denke, dass die Studierenden dieses Bachelors schon gewisse Vorkenntnisse haben. So ein Master im Konferenzdolmetschen ist schon eine sehr anspruchsvolle Sache und meiner Meinung nach braucht man dazu u.a. sehr gute Fremdsprachenkenntnisse, ein gewisses Verständnis von Übersetzungs- und Dolmetschtechniken und vor allem eine sehr gute Beherrschung der Muttersprache (!!) und auf diesem Level ist man direkt nach dem Abitur einfach noch nicht. Also, zuerst Bachelor und dann der Master im Dolmetschen :)


Im deutschsprachigen Raum wird der Master Konferenzdolmetschen an folgenden Universitäten und FH's angeboten:


Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

Aufnahmeprüfung: Ja
Studiengebühren: Nein
Info:
http://www.uni-heidelberg.de/fakultaeten/neuphil/iask/sued/studium/studiengaenge/ma_konferenz.html


Fachhochschule Köln

Aufnahmeprüfung: Ja
Studiengebühren: Nein
Info:
http://www.f03.fh-koeln.de/fakultaet/itmk/studium/studiengaenge/master/konferenzdolmetschen/00588/index.html


Universität Leipzig

Aufnahmeprüfung: Ja
Studiengebühren: Nein
Info:
http://www.uni-leipzig.de/~ialt/JOOMLA/content/view/423/217/

("Studium" => "Master Konferenzdolmetschen"; dort kann eine Info-pdf-Datei runtergeladen werden)


Johannes-Gutenberg-Universität Mainz (FTSK Germersheim)

Aufnahmeprüfung: Ja
Studiengebühren: Nein
Info:
http://www.fask.uni-mainz.de/425.php


Sprachen & Dolmetscher Institut München (SDI)

Aufnahmeprüfung: Ja
Studiengebühren: Ja ( z.Zt. 550 Euro pro Monat plus einmalig 375 Euro Ersteinschreibegebühr)
Info:
http://www.sdi-muenchen.de/hochschule/ma/ma-konferenzdolmetschen/


Universität des Saarlandes

Aufnahmeprüfung: Ja
Studiengebühren: Nein
Infos:
http://fr46.uni-saarland.de/index.php?id=3421


Karl-Franzens-Universität Graz (Österreich)

Aufnahmeprüfung: Ja/Nein, die österreichischen Unis dürfen für die meisten ihrer Studiengänge keine Zulassungsbeschränkungen festlegen, deswegen wird jeder, der sich zum Studium bewirbt, auch zugelassen. Dafür werden aber Sprachprüfungen in jeder Sprache im Rahmen der LV "Allgemeine Analyse- und Dolmetschtechniken" durchgeführt, die bestanden werden müssen und bei der im Semester, in dem ich angefangen habe, auch ca. die Hälfte beim ersten Versuch durchgefallen ist.
Studiengebühren: z.Zt. keine
Infos:
http://www.uni-graz.at/uedo1www/uedo1www_studienangebot/uedo1www_ma_studien.htm



Universität Wien (Österreich)

Aufnahmeprüfung: Nein, evtl. Sprachprüfungen wie in Graz
Studiengebühren: Nein
Infos:
http://transvienna.univie.ac.at/studieninformation/studienplaene/studienplan-2007-bama/


Université de Genève (französischsprachiger Teil der Schweiz)

Aufnahmeprüfung: Ja
Studiengebühren: Ja, 500 CHF pro Semester (ca. 416 Euro)
Infos:
http://www.unige.ch/traduction-interpretation/enseignements/formations/ma-interpretation_de.html


Züricher Hochschule Winterthur (Schweiz)

Aufnahmeprüfung: Ja
Studiengebühren: Ja, 680 CHF pro Semester ( plus 500 CHF für Ausländer), einmalig Einschreibegebühr 100 CHF, einmalig Kosten für Aufnahmeprüfung 100 CHF
Infos:
http://www.linguistik.zhaw.ch/linguistik/studium/masterstudium-angewandte-linguistik.html


Alle Angaben wie immer ohne Gewähr ;)

Eine Liste aller Bachelor- und Masterstudiengänge in dem Bereich Übersetzen und Dolmetschen und genauere Infos dazu findet ihr auch auf der Seite des Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer (BDÜ) zum runterladen:

http://bdue.de/
(unter: "Der Beruf" => "Ausbildung")

Monday, April 16, 2012

Bachelor Sprache, Kultur, Translation in Germersheim.... oder wie ich überhaupt auf die Idee kam Dolmetschen zu studieren

Fangen wir mal ganz von vorne an...

Ich habe schon immer gerne mit Sprachen zu tun gehabt. Es ist mir auch nie schwer gefallen neue Sprachen zu lernen, bis auf Französisch. Ich hatte seltsamerweise schon immer eine Abneigung gegen diese Sprache, wieso, keine Ahnung....Ansonsten war in der Schule Spanisch mein liebstes Fach. Ich hatte mir die Sprache schon bevor ich in der 11. Klasse offiziel Unterricht hatte sozusagen selbst beigebracht. Ich hatte mir damals ein Buch auf Spanisch gekauft und mir gesagt "Irgendwann möchte ich das gerne lesen können". Tja, dann hab ich mir die Sprache selbst beigebracht und irgendwann ca. 2 Jahre später konnte ich es dann auch lesen (und verstehen natürlich ;). Dasselbe mache ich übrigens gerade mit Schwedisch, aber das ist eine andere Geschichte.....

Als dann das Abitur immer näher rückte, hatte ich schon daran gedacht Übersetzen zu studieren. Ich hatte sogar schon ganz konkret Germersheim im Kopf. Als ich mich dann beim Arbeitsamt über den Beruf informierte, musste ich da leider lesen, dass sich viele Übersetzer nach dem Beruf selbstständig machen müssen, da es kaum Festanstellungen gibt und dasss sowieso viele Übersetzer arbeitslos sind. Wenn man direkt von der Schule kommt, macht einem die Aussicht sich selbstständig machen zu müssen oder in die Arbeitslosigkeit zu studieren natürlich Angst, besonders wenn einem die Eltern in den Ohren liegen, sich ja einen sicheren Job zu suchen (am besten wäre es natürlich Lehramt zu studieren ;)). Die Informationen, die man vom Arbeitsamt bekommt sind in diesem Fall auch sehr undifferenziert und unvollständig. Die Berufsbezeichnung "Übersetzer und Dolmetscher" ist leider in Deutschland nicht geschützt. Somit kann sich jeder, der meint eine Sprache halbwegs gut zu sprechen, Übersetzer oder Dolmetscher nennen. Dies ist vielen Kunden in diesem Bereich nicht bewusst und auch nicht dem Arbeitsamt. Wenn nämlich eine solche Person, auch gerne von den "richtigen" Dolmetschern und Übersetzern "Wald- und Wiesenübersetzer" gennant, zum Arbeitsamt geht und sich arbeitslos meldet, dann tauchen diese natürlich auch in dieser Kategorie als arbeitslos auf. Zu dieser Personengruppe wird es vielleicht auch irgendwann noch einen Post geben. Das wusste ich damals natürlich noch nicht. Und in die Arbeitslosigkeit wollte ich auch nicht studieren. Deswegen habe ich mich dann doch dagegen entschieden und ein BWL-Studium an der Berufsakademie Mannheim (heute Duale Hochschule Baden-Württemberg) angefangen. Sagen wir es so: es war OK. Aber es war nichts was ich mir für mein ganzes Leben hätte vorstellen können. Mein Herz schlägt einfach für Sprachen und das habe ich in dieser Zeit in Mannheim gemerkt. Nach einem Semester BWL habe ich das ganze dann beendet und mich trotz der düsteren Aussichten dafür entschieden in Germersheim zu studieren. Ich habe mir damals gesagt: "Wenn ich etwas gerne mache, dann werde ich es auch gut machen und darin Erfolg haben". Das ist ein Motto, nach dem ich auch heute noch lebe und das ich auch allen sagen, die vor einer solchen Entscheidung stehen. Ich denke, für mich war das eine von den wenigen großen Entscheidungen im Leben, die zwar einen Wendepunkt darsstellen, die man aber später niemals bereut.

Nun konnte ich leider nicht direkt in Germersheim anfangen, denn ich hatte das BWL-Studium im Wintersemester begonnen und nach einem Semester abgebrochen, das Studium in Germersheim fängt aber ebenfalls zum Wintersemeter an. Ich hatte also ein Semester Pause. Was nun?
Ich bin dann für 3 Monate als Au-Pair nach Madrid gegangen. Die Zeit war für mich sehr wertvoll. Ich habe nicht nur fleißig Spanisch gelernt, sondern konnte auch viel über den spanischen Alltag erfahren und bin viel selbstständiger geworden (damals war ich immerhin erst 19 Jahre alt...). Ganz davon abgesehen ist Madrid eine superschöne Stadt und gehört heute immernoch zu meinen Lieblingsstädten, obwohl ich mittlerweile schon etwas in der Welt rumgekommen bin.

Dann war es endlich soweit und ich konnte zum Oktober 2007 den Bachelor Sprache, Kultur und Translation für die Sprachen Spanisch und Englisch anfangen. Zu diesem Studiengang möchte ich jetzt nicht allzu viel schreiben, denn es geht ja in diesem Blog eigentlich ums Dolmetschen. Falls ihr aber zum Bachelor Fragen habt, könnt ihr mich natürlich gerne kontaktieren. 

Der Rhein bei Germersheim


Ich möchte vorneweg kurz für alle, die es noch nicht kennen, das System mit den A-, B-, C- und D-Sprachen erklären, weil es bestimmt auch in anderen Blogeinträgen vorkommen wird. In meinem Bachelorstudiengang war meine A-Sprache Deutsch, meine B-Sprache Spanisch und meine C-Sprache Englisch. Die A-Sprache ist die Muttersprache, in meiner B-Sprache übersetze ich sowohl vom Spanischen ins Deutsche, als auch vom Deutschen ins Spanische und meine C-Sprache mache ich nur passiv, dass heißt, ich übersetze nur vom Englischen in meine Muttersprache.

Ich bin erst zu Ende meines Bachelorstudiums mit dem Dolmetschen in Kontakt gekommen. Ich würde sagen, in den ersten Semestern ging es vor allem um die Vertiefung der Sprach- und Kulturkenntnisse und in den darauffolgenden Semestern viel ums Übersetzten. Außerdem hat man in Germersheim noch ein Sachfach, in dem Kenntnisse vermittelt werden, die nicht direkt etwas mit dem Übersetzten zu tun haben. Mein Sachfach war Technik. Außerdem hatte ich unter anderem ein Seminar, in dem mein Thema Terminologie war. Das fand ich so interessant, dass ich auch ins Auge gefasst habe meine Masterarbeit darüber zu schreiben, natürlich über Terminologiemanagement im Hinblick aufs Dolmetschen. Aber darüber werde ich zu gegebener Zeit berichten.

Nach meinem dritten Semester habe ich ein zweisemestriges Ausslandsstudium in Argentinien eingelegt, für das ich ein Stipendium vom DAAD bekommen habe. Ich habe dort an der Universidad Nacional de Córdoba viel zum Thema Übersetzen (Recht und Wirtschaft) und lateinamerikanische Identität gemacht. Ich hatte außerdem die Möglichkeit dort viel zu reisen, ich war in Argentinien unterwegs, in Chile, Uruguay und Brasilien, alles traumhafte Länder. Man kann sagen, dass ich bis zu diesem Zeitpunkt und auch bis ich wieder zurück gekommen bin, noch nicht daran gedacht habe Dolmetschen zu studieren. Ich hatte bis dahin nur eine Lehrveranstaltung zum Thema Notizentechnik besucht und Übersetzen hat mir auch viel Spaß gemacht (heute übrigens immernoch). Ich konnte mir also sehr gut vorstellen nach dem Bachelor einen Master im Übersetzen zu machen, vielleicht im Bereich Technik.

Ich bei einem Ausflug nach Alta Gracia, Provinz Córdoba, Argentinien

 
Ein Nachmittag in Montevideo, Uruguay




























Barra da Lagoa, Florianópolis, Brasilien


Als ich dann wieder zurückkam, habe ich mich für die anderen Lehrveranstaltung des Moduls "Einführung ins Dolmetschen" angemeldet. Dieses Modul dient dazu, dass sich Bachelorstudierende ein Bild vom Dolmetschen machen können und sich so überlegen können, ob Dolmetschen etwas für sie wäre. Ein solches Modul besteht aus Notizentechnik, und je einem Konsekutiv- und Simultankurs in der jeweiligen Sprache. Also, wie gesagt, ich war eigentlich schon entschlossen einen Master im Fachübersetzen zu machen. Doch dann kam meine erste Stunde Simultandolmetschen. Ich weiß nur noch, dass ich zu Ende der Stunde gar nicht aus der Kabine raus wollte, weil es so Spaß gemacht hatte. Von da an war meine Begeisterung für das Dolmetschen geweckt und für mich war auch von da an klar, dass ich Dolmetschen studieren möchte. Ich habe in meinen letzten Semestern in Germersheim auch sonst noch viel zum Dolmetschen gemacht. In meinem vorletzten Semester war ich als Erasmusstudentin wieder in Madrid, am Felipe II, das zu Universidad Complutense gehört. Dort habe ich auch einen Kurs im Konsekutivdolmetschen belegt.

Man sagt vom Dolmetschen ja, entweder es liegt einem oder nicht. Ich habe das Gefühl, dass das genau mein Ding ist. Aber ich habe auch von anderen gehört, die nach dem Einführungsmodul festgestellt haben, dass es ihnen nicht liegt. Mir macht das ganze unheimlich Spaß und wenn ich heute für die Uni etwas üben oder vorbereiten muss, dann kostet dass natürlich Zeit, aber ich habe nicht das Gefühl, dass es Arbeit ist. Vielleicht kann man sagen, dass ich mein Hobby zum Beruf mache :) Und hier bin ich auch wieder überzeugt, dass wenn ich etwas gerne mache, dann werde ich es auch gut machen und später Erfolg darin haben. 

Also, meine Entscheidung stand fest, ein Master im Konferenzdolmetschen sollte es sein. Nun ging es darum eine Uni auszuwählen und sich zu bewerben. Davon werde ich dann in meinem nächsten Post berichten.



Sunday, April 15, 2012

Willkommen

Hallo! Ich heiße Julia Schwab. Ich studiere momentan im zweiten Semester den Master Dolmetschen mit Schwerpunkt auf Konferenzdolmetschen für die Sprachen Spanisch und Englisch an der Karl-Franzens-Universität Graz.

Ich hatte eigentlich schon zu Anfang meines Masterstudiums die Idee einen solchen Blog zu machen und von Anfang an zu berichten, aber leider ist es dann doch in Vergessenheit geraten. Naja, besser spät als nie ;)

Der Grund, wieso ich diesen Blog machen möchte ist, dass ich selbst, bevor ich mit dem Studium angefangen hatte, ganz viele Fragen zu dem Studium, zu Eignungsprüfungen und zu dem Beruf hatte und gerne persönliche Meinungen von Dolmetschstudenten zu diesen Bereichen gehört hätte, aber diese nur spärlich zu bekommen waren. Von daher denke ich, dass der Blog vielleicht ganz hilfreich für die sein könnte, die überlegen Dolmetschen zu studieren. Außerdem möchte ich so selbst ein wenig über das reflektieren, mit dem ich jeden Tag zu tun habe.

Ich freue mich natürlich über Kommentare, E-Mails, Anregungen zu Themen die euch interessieren, Fragen etc.

Viel Spaß beim Lesen!!